Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Ich saß gerade im Büro, als mein Schwiegervater hereinkam und sagte: „Du musst jetzt das Lamm ziehen. Mum ist nicht da.“ Also ging ich und wusch mir vorher sicherheitshalber gründlich meine Hände bis zu den Ellbogen. Da waren nun das Mutterschaf, mein Mann, Dad und zwei Lämmer. Das dritte schaffte es nicht ohne fremde Hilfe. „Du musst das machen“, hieß es. Dad gab mir Anweisungen. Und dann war es geschafft. Ich rubbelte das Kleine mit Stroh trocken und war glücklich und heilfroh, dass alles gut gegangen ist. Jetzt erfuhr ich, dass ich es aufgrund meiner schmalen Hände tun musste. Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff, welche Verantwortung ich in dem Moment trug und was passieren hätte können. Ich rief Elisabeth, eine gute Bekannte, von der ich schon viel gelernt habe, an und fragte, was ich sonst noch brauchen könnte – Lammfläschchen, Birstmilch, Information. Ich bestellte mir mein erstes Buch über Schafe.
Immer noch lerne ich dazu und bin dankbar für die Unterstützung, die ich von Elisabeth bekomme. Mehr und mehr realisiere ich, was es bedeutet, Bäuerin zu sein. Das ist nicht, wie ich dachte, „a bisal füttern, einstreuen, ausmisten“. Es gibt allerhand, was man beim „Nachschauen“ auf einen Blick erkennen sollte. Zum Glück passen meine Schwiegereltern mit mir gemeinsam auf die Schafe auf, denn ich erkenne auch nicht immer alles sofort.